Zahnimplantate

Informationen

Prinzip

Ein Implantat ist meist eine Schraube, in der Regel aus Titan, die mit einem chirurgischen Eingriff in den Kieferknochen eingesetzt wird und dort als Ersatz für die Zahnwurzel dient. Auf diesem künstlichen Pfeiler wird anschliessend ein Zahnersatz befestigt. Mit der Implantattechnik lässt sich

  • ein einzelner Zahn ersetzen,
  • eine Zahnlücke füllen (zwei oder mehr Zähne),
  • eine verkürzte Zahnreihe ergänzen,
  • ein ganz zahnloser Kiefer versorgen.

 

Beim Einzelzahnersatz hat eine Implantatlösung den Vorteil, dass keine gesunden Nachbarzähne beschliffen werden müssen, was die Langzeitprognose dieser Zähne erheblich verbessert. Implantatgestützte Brücken oder Prothesen gewährleisten in der Regel eine bessere Kaufunktion. Zudem fühlen sich Patientinnen und Patienten damit sicherer, da sich ein solcher Zahnersatz in der Regel wie eigene Zähne anfühlt.

Früher und heute

Die moderne Implantatbehandlung begann vor 30 Jahren. Zu dieser Zeit wurden Implantate vor allem bei Patienten mit zahnlosen Unterkiefern gesetzt. Heute werden rund 90’000 Zahnimplantate pro Jahr in der Schweiz gesetzt, primär bei teilbezahnten Patienten:

  • Einzelzahnlücken: ca. 50%
  • Verkürzte Zahnreihen: ca. 25%
  • Mehrfachzahnlücken: ca. 20%
  • Zahnlose Kiefer: ca. 5%

Komponente

Material

Implantate bestehen in der Regel aus Reintitan. Es gilt heute als das bestgeeignete Implantatmaterial, da es im Körper keine allergischen Reaktionen auslöst und über eine hohe Festigkeit verfügt. Im Unterschied zu anderen Materialien geht Titan eine direkte Verbindung mit dem Knochen ein, was unter normalen, infektionsfreien Umständen für eine hohe Zuverlässigkeit sorgt. Die Bioverträglichkeit der Titanschrauben kann durch spezielle Oberflächenstrukturen zusätzlich gesteigert werden.

Zahnersatz

Warum gehen Zähne verloren?

Personen < 30 Jahre

  • Unfälle

Personen > 50 Jahre

  • Fortgeschrittene Karies
  • Zahnfleischentzündungen mit Knochenabbau (Parodontitis)
  • Entzündungen nach Wurzelfüllungen
  • Wurzelfrakturen
  • Allgemeinerkrankungen
  • Medikamente
  • Bestrahlungen

Warum sollten Zähne überhaupt ersetzt werden?

  • Bessere Kaufunktion
  • Höhere Ästhetik
  • Bessere Aussprache (Lautbildung)
  • Bessere Unterstützung der Gesichtsweichteile (Knochenabbau bei fehlender Belastung und damit verbundene Veränderung des Gesichtsprofils bzw. der Mimik)

Wichtig: Es müssen nicht zwingend alle Zähne ersetzt werden!

 

Anforderungen an den Zahnersatz

  • Zahnersatz sollte so aussehen, ebenso gut funktionieren und sich auch anfühlen wie die eigenen natürlichen Zähne!
  • Ästhetisch und funktionell hochwertige Lösung
  • Sicheres Gefühl beim Sprechen, Essen und Lachen
  • Verbesserung der Lebensqualität

Die Implantatbehandlung kann eine geeignete Lösung sein!

Einzelzahnersatz

Die herkömmliche Behandlung einer Zahnlücke ist die Brücke. Dabei müssen die Nachbarzähne, die manchmal völlig gesund oder bereits überkront sind, beschliffen werden, damit sie als «Brückenpfeiler» dienen können. Mit einer konventionellen Brücke wird nur die Zahnkrone ersetzt, nicht aber die Zahnwurzel. Auch ein Implantat kann als Zahnersatz einer Einzelzahnlücke dienen. Mit dem Implantat und einer darauf befestigten künstlichen Krone bleiben gesunde Nachbarzähne erhalten und ein Knochenabbau im Kiefer wird weitgehend verhindert.

Zahngruppenersatz

Weist ein Gebiss grössere Lücken auf, so ist die Ausgangslage schwieriger und bei der Planung muss die Gesamtsituation berücksichtigt werden. Der Ersatz mehrerer nebeneinander stehender Zähne kann so erfolgen, als wenn mehrere Einzelimplantate nebeneinander gesetzt würden. Falls nötig, werden die einzelnen Kronen miteinander verbunden, um die Belastung gleichmässiger zu verteilen. In gewissen Fällen wird darauf verzichtet, für jeden verlorenen Zahn ein Implantat zu setzen, speziell im ästhetischen Bereich.

Freiend-Situation

Von einer Freiend-Situation spricht man, wenn mehrere Backenzähne fehlen. Eine Implantatlösung ist hier eine Alternative zur herausnehmbaren Teilprothese. Bei der Implantattherapie werden festsitzende Brücken oder Einzelkronen verwendet, womit auf eine Gaumenplatte oder einen störenden Zungenbügel verzichtet werden kann.

Festsitzende  Brücke

Die Versorgung eines nahezu oder ganz zahnlosen Kiefers
Fehlen im Unter- oder Oberkiefer viele Zähne, so ist auch in diesem Fall eine implantatgestützte Lösung mit einer Brücke möglich.

Festsitzende Brücken haben den Vorteil, dass sie sich anfühlen wie eigene Zähne, allerdings sind sie nur bei gut erhaltenem Kieferknochen möglich. Es werden mehrere Implantate gesetzt, an denen man die Brücken befestigt.

Abnehmbarer Zahnersatz

Die Versorgung eines zahnlosen Kiefers
Fehlen im Unter- oder Oberkiefer alle Zähne, so ist auch in diesem Fall eine implantatgestützte Lösung möglich, entweder eine festsitzende Brücke oder eine abnehmbare Prothese.

Die abnehmbare Lösung kommt in Frage, wenn der Kieferknochen bereits ziemlich stark abgebaut ist und ein Knochenaufbau nicht möglich oder nicht erwünscht ist. Für einen festsitzenden hochwertigen Zahnersatz braucht es in der Regel 6 bis 8 Pfeiler im Oberkiefer sowie 4 bis 6 Pfeiler im Unterkiefer. Die Lösung mit Implantaten ist deutlich stabiler als eine herkömmliche Prothese und gewährleistet eine bessere Kaufunktion. Damit der Zahnersatz zur Reinigung entfernt werden kann, wird er auf den Implantaten mit Stegen oder Druckknöpfen befestigt. Er kann auch fest verschraubt werden; in diesen Fällen kann ihn nur der Zahnarzt entfernen.

Lebensdauer

Die Lebensdauer von Implantaten meint nicht die Haltbarkeit des Materials – dieses verbraucht sich ja nicht – sondern die Liegedauer eines Implantats im Kieferknochen. Grundsätzlich gilt: Die Haltbarkeit eines Implantats ist abhängig vom Erhalt des Kieferknochens. Wichtigster Erfolgsfaktor ist dabei die Infektionsfreiheit, weswegen die Infektionsprophylaxe unmittelbar nach dem chirurgischen Eingriff sowie die konsequente Nachsorge und Mundhygiene eine zentrale Rolle spielen.

Mehrere Langzeitstudien belegen, dass moderne Zahnimplantate bei korrekter Anwendung durch den implantierenden Zahnarzt und bei guter Pflege durch Patientinnen und Patienten eine hohe Lebensdauer haben: Nach zehn Jahren beträgt die Erfolgsquote über 95%. Bei Risikopatienten, wie zum Beispiel starken Raucherinnen und Rauchern (≥ 10 Zigaretten pro Tag) kann das Verlustrisiko jedoch deutlich höher liegen.

Voraussetzungen

Die genaue Beurteilung der individuellen Situation einer Patientin oder eines Patienten ist für den Entscheid für oder gegen eine Implantattherapie unerlässlich (s. auch unter «Behandlung»). Als allgemeine Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implantatbehandlung gelten folgende Faktoren:

  • Guter Allgemeinzustand
  • Ausreichendes Knochenangebot im Kiefer sowie gute Knochenqualität
  • Bereitschaft zu einwandfreier Mundhygiene

 

Risikofaktoren

Kontraindikationen/Risikofaktoren

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die den Erfolg einer Implantatbehandlung beeinträchtigen. Diese müssen vor Beginn der Behandlung abgeklärt und gewichtet werden; je nach Schweregrad ist von einer Implantation abzusehen.

Medizinische Risikofaktoren
  • Allgemeinmedizinische Erkrankungen, die den Knochenaufbau oder die Wundheilung negativ beeinflussen (z.B. schlechter Allgemeinzustand, schlecht eingestellter Diabetes mellitus)
  • Erkrankungen, die durch Implantate negativ beeinflusst werden können (Endokarditis, Herzklappenersatz, Organtransplantation, Rheuma)
  • Bisphosphonat-Therapie (Bisphosphonate sind in Medikamenten gegen Osteoporose und Knochentumore enthalten)
  • Schädigung des Knochens durch Strahlen- und/ oder Chemotherapie
  • Gewisse psychische Erkrankungen (z.B. Depression)
Parodontale und dentale Risikofaktoren
  • Zahnbetterkrankung (Parodontitis)
  • Andere zahnmedizinische Probleme im Gebiss, die nicht vorgängig/gleichzeitig angegangen werden (Kariesbehandlung, Wurzelbehandlungen, Entfernung von Wurzelresten, Schleimhautveränderungen)
Nikotinkonsum
  • Rauchen: mehr als 10 Zigaretten pro Tag
Mundhygiene/Compliance
  • Ungenügende Bereitschaft zu einer einwandfreien Mundhygiene
Funktionelle Risikofaktoren
  • Zähneknirschen
  • Tiefer Überbiss
  • Kopfbiss

Zeitpunkt

Der Implantationszeitpunkt

Nach einem Zahnverlust oder einer Zahnextraktion kann mit dem Setzen eines Implantats unterschiedlich lange zugewartet werden.

  • Sofortimplantation: Erfolgt direkt nach dem Zahnverlust. Sie darf nur zur Anwendung kommen, sofern nach der Extraktion die Alveole (das leere Zahnfach) entzündungsfrei ist. Sie kann mit einem erhöhten Verlustrisiko einhergehen.
  • Frühimplantation: Erfolgt 4 bis 8 Wochen nach der Zahnextraktion. Die Heilung des Weichgewebes ist weitgehend abgeschlossen.
  • Implantation 3 bis 4 Monate nach der Extraktion: Das Weichgewebe ist abgeheilt, der Knochen beginnt zu heilen.
  • Spätimplantation: Erfolgt nach sechs Monaten oder mehr im vollständig abgeheilten Knochen.
Der Belastungszeitpunkt
  • Früh- oder Spätbelastung: Damit der Knochen ungestört abheilen kann, wird das Implantat während der Einheilungszeit nicht belastet. Diese Phase dauert durchschnittlich mehrere Wochen bis drei Monate im Unterkiefer, im Oberkiefer manchmal auch länger. Erst wenn der Zahnersatz auf dem Implantat montiert ist, wird dieses belastet. Die Früh- oder Spätbelastung ist heute die Regel.
  • Sofortbelastung/Sofortversorgung: Dabei wird die übliche Wartezeit für das Einheilen umgangen, das Implantat wird sofort (d.h. noch am gleichen Tag oder innerhalb von 24 Stunden) mit dem Zahnersatz (Krone, Brücke, herausnehmbare Prothese) versehen. Diese Methode setzt eine hohe Stabilität der Implantate bereits bei der Operation voraus. Die Sofortversorgung wird vor allem bei zahnlosen Patienten verwendet.